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Kulinarischer Ausflug in das Spessart-Mainland

Ein Reise-Schmankerl für die Leser von Reiseratgeber24.de:
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Das landschaftlich reizvolle Maintal zwischen Odenwald und Spessart(das Mainland) umfasst ein Gebiet von 23 Kommunen zwischen Wertheim und Aschafffenburg. Der Name Churfranken ist 2007 gegründet worden und dieses Gebiet befindet sich im Südwesten Deutschlands, direkt am Main gelegen mit bekannten Weinlagen und guten Wandermöglichkeiten im Odenwald und Spessart. Dort, wo der Main sich an den sonnenverwöhnten Weindörfern entlang schlängelt, wo sich saftige Wiesenlandschaften, idyllische Flusstäler, kühle Laubwälder und klare Bäche abwechseln, in diese Region wollten wir unbedingt eintauchen, um das Flair des Märchenlandes, das Wilhelm Hauff in seinen Spessarträubern beschrieb, zu spüren.

Unsere Fahrt ging von Berlin nach Bürgstadt, wo wir im Hotel Adler logierten, und dann von Miltenberg unsere Unternehmungen starteten.
Unser 1. Anlaufpunkt war die „Miltenburg“, das Wahrzeichen der Stadt. Ein Aufstieg lohnt sich schon wegen der herrlichen Aussicht auf die Stadt und das Maintal. Wir erfuhren von der Stadtbilderklärerin Dorothea Zoeller, dass die Burg um 1200 von Mainzer Erzbischöfen als östliche Grenzsicherung auf dem Greinberg errichtet wurde. Der aus Buckelquadern erbaute Bergfried ist der älteste Teil der Burganlage und heute noch begehbar. Das ehemalige Wohngebäude mit hohem Dach und Treppengiebel wurde durch den Erzbischof Konrad von Weinsberg im 18.Jahrhundert errichtet.

Die Burg wurde mehrfach erweitert, zerstört und teilweise wieder aufgebaut. Sie diente bis ins 18.Jahrhundert als Sitz der erzbischöflichen Burggrafen. Danach war sie in mehreren privaten Händen, bis sie 1979 die Stadt Miltenberg erwarb. Lange Zeit konnte man die Burg nur von außen sehen. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ist sie seit 2011 auch von innen mit dem Burg-Museum zu bewundern. Das Museum beherbergt Ikonen aus der Kunstsammlung der Diözese Würzburg. Russische und griechische Ikonen stammen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und jede Ikone gibt das Thema eines Raumes vor, während moderne Kunstwerke deren Themen aufnehmen. Außerdem werden über 200 rumänische Hinter Glas Ikonen gezeigt. Natürlich erfährt man auch in Schrift und Bild Wissenswertes über die Burg und ihrer Burgherren.

In etwa 20 km Entfernung wartete die nächste Burgruine auf uns. Bevor wir allerdings die „Henneburg“, eine der größten Burgruinen Bayerns erreichten, sahen wir in Freudenberg schon von weitem die im Wald versteckte Mauer und Ruine der ehemaligen „Freudenburg“. Der markanteste und auch interessanteste Teil dieser Ruine ist der circa 30 Meter hohe , in der Art der „Butterfasstürme“ erbaute Bergfried. Alle 2 Jahre finden im Sommer auf der Burg die Burgfestspiele auf einer Freilichtbühne statt.

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Die „Henneburg“ liegt auf einem Sandsteinausläufer des Kühlbergs und wurde um 1200 von den Schenken von Klingenberg als Grenzbefestigung erbaut. Fast 200 Jahre lang war sie im Besitz des Deutschen Ordens und diente zuletzt dem mainzerischen Amtskeller als Amtssitz. Um 1600 wurde sie verlassen und zerfiel im Laufe der Zeit. Die Burganlage, Bergfried und der 150 m lange Wehrgang sind nach Sanierungsarbeiten wieder gut begehbar gemacht worden und es lohnt sich die Burg zu besuchen.
Doppelt lohnenswert ist es, die Altstadt von Miltenberg, die Perle am Main, mit den vielen schönen Fachwerkhäusern zu durchstreifen. Miltenberg hat etwa 10.000 Einwohner, ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises und gehört seit 1816 zu Bayern. Die Zwillingstürme der Stadtpfarrkirche St. Jakobus weisen den Weg zum Marktplatz mit seinem Schnatterloch.

Am Marktplatz sprudelt der Marktbrunnen, der im 16. Jahrhundert vom Bildhauer Michael Junker aus rotem Sandstein erschaffen wurde und mit tanzenden Putten verziert ist. Der Schnatterlochturm am hinteren Teil des Platzes bildet einen Durchgang zum Wald. Hier beginnt auch ein Fußweg, der die Besucher direkt zur Miltenburg führt. Das Schnatterloch selbst ist ein Loch im Turm, von dem aus eine Entwässerungsrinne zum Marktplatz führt. Die Wasserversorgung im alten Miltenberg erfolgte bis ins 19. Jahrhundert über eine ganze Anzahl von Brunnen.

Nachdem der Quellhorizont fast auf dem Niveau der Hauptstraße liegt, hatte die Stadt kaum unter Wassermangel zu leiden. Der Staffelbrunnen, um 1600 erbaut, wird wegen des zweiläufigen Auf- /Abgangs so genannt. Heute ist dies der einzige sichtbare Brunnen der Stadt. Die Leute, die das Wasser vom Staffelbrunnen holten, wurden „Staffelbrünnler“ genannt. Später wurde die Bezeichnung auf alle Miltenberger ausgeweitet und zum „Staffelbrunser“ umfunktioniert. „Brunsen“ bedeutet „urinieren“, und so hat ein Aschaffenburger Bildhauer Kunkel am Main den „Staffelbrunserbrunnen“ geschaffen. Dabei urinieren nämlich drei unterschiedliche Figuren (der Kleine, der Große und der Angeber) um die Wette und besonders während der Faschingszeit bezeichnet man alle Miltenberger als „Staffelbrunser“.

In der Fußgängerzone erstrahlt das älteste Gasthaus Deutschlands zum „Riesen“ – nach der Renovierung 2001 – im hellsten Glanze. Die untere gotische und obere Renaissance-Bauart weist auf eine Fürstenherberge hin, wo Jahrhunderte Adlige und Könige einkehrten, um sich zu stärken. Auch wir machten dort Halt, um uns ein wenig auszuruhen und Kraft zu tanken für weitere Vorhaben.

Ein hausgemachtes Gericht aus fränkischen groben Bratwürsten, speziell für den „Riesen“ gemacht im Pfännle mit dunkler Soße, Sauerkraut und Schwarzviertlerbrot schmeckte ausgezeichnet. Das Faust-Riesen Spezial, ein kräftig goldenes malzblumiges Spezialbier mit einer feinen Hopfenblume sowie dezenten Honig- und Tabaknoten komplettierte das Gericht und stillte außerdem den Durst.

Nach dem Essen setzten wir mit Dorothea Zoeller die Stadtbesichtigung fort und hielten am Alten Rathaus, einem Sandsteingebäude aus dem Jahre 1379. Es diente zudem als Kauf- und Lagerhaus, in welchem die Ware der Kaufleute drei Tage zum Kauf angeboten werden musste (Stapelrecht). Das sanierte Bauwerk dient heute für allerlei Veranstaltungen. Zu sehen sind auch mehrere Hochwasserstandsmeldungen, die auf dem Gestein mit Datum angezeigt werden. Das Museum der Stadt befindet sich im „Haus Miltenberg“, einem Gebäude mit reich verzierten Renaissance-Erkern am Schnatterloch.

Dieses preisgekrönte Museum sollte man keinesfalls versäumen zu besuchen, da der Charme der über 400 Jahre alten Fachwerkhäuser mit der Dauerausstellung, alles über die Geschichte und den Wandel der Stadt und der Region verrät. Schwerpunktsammlungen sind weiterhin Jagdwaffen, Spielzeug, Glas und Keramik. Beim Spaziergang durch die alten Gassen weist uns die Stadtführerin auch auf gelbe Messing-Stolpersteine hin, mit Gedenken an die Juden, die hier gelebt haben und während der NS-Zeit ermordet wurden.

Klassizistische Züge haben die beiden Türme der Stadtpfarrkirche, die erst um 1830 errichtet wurden, während die Kirche mehrfach umgebaut und erweitert wurde und die starken Säulen des Mittelschiffes auf das 14. Jahrhundert zurückgehen. Das Innere der Kirche birgt sehenswerte Kunstwerke, wie die um 1400 geschaffene Dreikönigsgruppe, das Madonnenbild, oder das mächtige Sandsteinkruzifix aus dem 16. Jahrhundert. Die Orgel hat einen guten Klang, zumal das Orgelwerk 2004 neu erbaut wurde unter Wiederverwendung von 13 Registern aus dem Vorgängerinstrument. Ein Orgelkonzert sollte man nicht versäumen, da dieses Erlebnis eine nachhaltige Wirkung zeigt.

Nachhaltig bleibt auch der Besuch der Brauerei „Faust und Schatzkapelle“ mit Verkostung, die Dorothea Zoeller organisiert und durchgeführt hat. Seit 360 Jahren gibt es die Familienbrauerei Faust. In vierter Generation führen die Cousins Cornelius und Johannes Faust das Brauhaus. Faust Bier-Spezialitäten zeichnen sich durch ausgezeichnete Qualität und erstklassigen Geschmack aus. Die Craftbiere verfügen über mehrere Auszeichnungen und Preise. Sie lagern in dem von Fackeln beleuchteten Felsenkeller, der Faust Schatzkapelle.

Dreißig Meter unter Sandsteinfelsen reifen sie in dem historischen Gewölbe zu einem ganz besonderen Genuss heran. Die Biere schmecken so gut, weil sie wertvolle Zutaten aus der Region erhalten und nach traditioneller Braukunst mit Liebe und Sorgfalt verarbeitet werden. Sie gären in offenen Gärbottichen, reifen lange mit einer schonenden Filtration und Verzicht auf Pasteurisierung. Die Brauerei erstreckt sich über 5 Gebäude, die zwischen 1500 und 1900 erbaut wurden. Durch Um- und Anbauten wurden 2014 neue Malzsilos errichtet und 2015 das neue Vier-Geräte-Sudhaus in Betrieb genommen. 2016 war das Jahr mit dem höchsten Ausstoß von 60.000 hl Bier. Fünfzig Mitarbeiter beschäftigt die Brauerei, darunter zehn Brauer, drei Biersommeliers, einen Bierbotschafter und drei Auszubildende. Die wichtigsten Märkte sind Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.

Nach unserer Erlebnis-Besichtigung hatten wir mehrere Bier-Spezialitäten probiert. Das waren das „Faust Pils“, ein untergäriges Bier mit feinem Hopfenaroma – der Klassiker; dann „Faust Bayrisch Hell“, ein Helles mit frischem feinblumigen Duft und einer leichten Malzigkeit; das „Faust Hefe-Weizen-alkoholfrei“, ein erfrischender Durstlöscher mit fruchtigen Hefearomen, kalorienreduziert + vitaminhaltig und das von März bis Oktober saisonale „Festbier“, ein süffiges, kräftig-goldenes Spezialbier mit Hopfenblume und frischem malzbetonten Charakter.

Alle Bier-Spezialitäten schmeckten nach mehr, eine besondere Note hatte das „Faust Natur-Radler“, eine naturtrübe Mischung aus 50 Prozent Bier und 50 Prozent Zitronenlimonade, die herrlich den Durst löschte mit echtem Zitronensaft und natürlichen Aromen. Dann verkosteten wir noch die 5-Bier-Raritäten. Einmal im Jahr wird der „Jahrgangsbock“ gebraut, ein Doppelbock mit natürlichen Rohstoffen, der nach der Abfüllung eingelagert wird, um zu reifen. Es verstärken sich die Aromen und ein hoher Anteil dunkler Malze ist für den blumigen Karamell-Geschmack verantwortlich.

Der „Eisbock“ reift nach der Gärung und dem Ausfrieren mehrere Monate im Holzfass. Dadurch erhält er seine charakteristische Milde und wurde als „Bestes Starkbier der Welt“ ausgezeichnet. Das „Auswandererbier 1849“ ist ein besonders haltbares Bier mit einem großen Hopfenanteil aus Deutschland und Amerika und einem hohen Alkoholgehalt. Nach der leichten Süße im Antrunk folgt ein kräftiges Bitter, welches viele Biertrinker mögen. Die „Braureserve 1237“ ist ein Starkbier, das mit Bier- und Weinhefe vergoren wird, bevor es 12 Monate im Eichenfass reift. Das rotbraune Bier mit cremefarbenem Schaum schmeckt unter anderem nach Himbeere, Melone und Pflaume.

Mein Highlight war allerdings das „Hochzeitsbier“, ein nach Hopfen duftendes, aber nicht bitteres Bier, so wie es Babette wünschte, als Adalbert Faust um ihre Hand anhielt, ihren Wunsch erfüllte und sie heiratete. Dieses orange-goldene Craftbier mit der Rezeptur von Adalbert Faust besticht durch fruchtige Aromen von Lychee und Grapefruit.

Nach dem Bierkonsum meldete sich der Hunger und wir fuhren nach Großheubach zum Abendessen in das Gasthaus „Zur Krone“. Dieses Gasthaus wird im Familienbetrieb geführt und bietet aus der Frische-Küche fränkische Köstlichkeiten und internationale Spezialitäten sowie dazu passende Weine an. Entspannt feiern und tagen können ebenso bis zu 70 Personen im rustikalen Ambiente der Scheune.

Niki Restel empfing uns im romantischen Innenhof auf der Terrasse und begrüßte uns mit einem Aperitif (Riesling Sekt). Der Küchenchef Rolf Restel und sein Team hatten für uns ein Menü zusammengestellt, das mit einem „Tatar vom Lachs mit Kräutersalat“ begann. Dazu empfahl die Gastgeberin einen fruchtigen Silvaner Kabinett Wein aus Großheubach. Zum 2. Gang wurde eine „Kürbissuppe-Kürbisöl Wan Tan“ kredenzt und wir tranken den Weißwein Silvaner Main-Stein dazu. Etwas später kam das „Seeteufel und Garnelen-Thai“ Gericht auf den Tisch und ein fruchtiger Riesling-Wein, der aus 50 Jahre alten Reben gekeltert wurde und vom Weingut Benedikt Baltes stammte, rundete die Köstlichkeit ab.

Zum letzten Gang wurden uns „Tranchen vom Rinderrücken mit Böhnchen und Süßkartoffelpüree“ serviert, und es passte ausgezeichnet ein Frühburgunder Rotwein, der „Bürgstadter Berg“ aus dem Weingut Rudolf Fürst dazu. Zum Dessert servierte uns Rolf Restel „Apfel Crumble und Vanilleeis“ und der Eisbock-Bierbrand von der Miltenberger Faust Brauerei beendete dann den lukullischen Ausflug in dem Gasthaus „Zur Krone“. Das heißt, es wartete noch Brennmeister Michael Mayer aus der Aschaffenburger Umgebung auf uns, der anschließend im Hof verschiedene Edelbrände vorstellte, die wir verkosteten und bewerten durften.

Michael Mayer arbeitet in seinem familiengeführten Betrieb in der kleinen Brennerei Destilleum in Großostheim/Pflaumheim zwischen den Ausläufern des Spessart und des Odenwaldes. Für ihn gilt das Terroir, den typischen Duft und das Aroma der jeweiligen Frucht in reinster Form herauszudestillieren. Das Obst muß „baumfallend“ reif sein und wird dann schnell von Hand geerntet. Dann kann es nachreifen, wird selektiert, gereinigt, eingemaischt und vergoren, danach schonend abgebrannt, verschnitten und mit weichem Wasser abgefüllt. So schmecken seine Edelbrände auch nach der jeweiligen Frucht, wobei er auf jegliche Art von künstlichen Aromen verzichtet. Aus eigenem Anbau kommen die klassischen Obstsorten Apfel, Birne und Kräuter und zusammen mit einigen weitere Zutaten wachsen diese in seinem Garten. Erfahrung und perfekte Herstellung gilt der Qualität seiner Edelbrand-Spezialitäten und Liköre. Damit punktet Michael Mayer und hat schon etliche Preise abgeräumt. Wir probierten unter anderem einen ausgezeichneten ungezuckerten Zwetschgenbrand, einen kräftigen Bierbrand vom dunklen Bock, der in 3 Fässern destilliert wurde, einen Elsbeerbrand von der Streuobstwiese und einen Kirschbrand aus der Schwarzkirsche, der nach Mandel und Marzipan schmeckte. Des Weiteren kamen verschiedene exzellente Liköre dazu und der Knaller war für mich der „Muskatella Trester“, der zum abschließenden Espresso gereicht wurde.

Am nächsten Tag stand eine kurze Wanderung auf dem Fränkischen Rotweinwanderweg auf dem Programm. In Deutschland ist mit rund 70 Kilometern dieser Weg der längste, der aber leicht in Etappen erwandert werden kann. Er führt durch die einzigartige churfränkische Steillagen-Landschaft mitten in die historischen Buntsandsteinterrassen, vorbei an den grünen Rebstöcken mit herrlichen Ausblicken auf das Maintal. Im milden Klima wachsen hier die besten Weinreben, nicht nur herausragende Rieslinge, sondern auch ausgezeichnete Spätburgunder-Rotweine, die man in Häckerwirtschaften, auf Winzerfesten oder direkt bei den Winzern schmecken kann. Der Fränkische Rotweinwanderweg ist eine erlebnisreiche Route für alle Jahreszeiten.

Auf der Churfranken-Homepage ist eine digitale interaktive Karte verfügbar, die jede einzelne Etappe und ihre Sehenswürdigkeiten in Wort und Bild umfassend beschreibt. Auch wenn man durch die Region radeln möchte, findet man sämtliche Informationen über Radwege (Limes – 3 Länder-Main-Radweg) und die entsprechenden Schwierigkeitsgrade dazu. Der Rebaustrieb im Mai hat seine Reize, der Juni mit den Rebblüten, das üppige Grün im Hochsommer, die Laubverfärbung im September mit der nachfolgenden Lese und das dunkelrote Herbstlaub im Oktober. Auch wir wanderten von den Erlenbacher Weinterrassen bis zum „terroir f Punkt“ ein Stück auf dem Fränkischen Rotwein-Weg entlang und wurden von den Jungwinzern Bastian Hamdorf und Verena Waigand begleitet.

Dabei erfuhren wir viel über Flora und Fauna der Region, ihre geologische Struktur und den umweltgerechten Weinanbau. Die Verkostung ihrer Rebensäfte fand auf einer Picknick-Plattform im Weinberg statt. Vorher kletterten wir auf einer alten steilen Winzertreppe in den Churfranken-Kräutergarten hinab und testeten deren Produkte. Bei der Weinverkostung probierten wir zuerst einen hervorragenden 2015er Riesling von Bastian Hamdorf und danach einen Spätburgunder aus ganzen Beeren in Maischebottiche vergoren, 2 bis 3 Jahre im Holzfass gelagert und dann abgefüllt. Bastian Hamdorf wurde 1982 auf der Insel Föhr in Nordfriesland geboren.

Die ersten Weinerfahrungen machte er 2004 in Rheinhessen während seines Praktikums. Von 2005 bis 2009 studierte er Weinbau und Oenologie in Geisenheim und sammelte in den Semesterferien weitere praktische Erfahrung in Neuseeland. Nach dem Abschluß als Diplom-Oenologe arbeitete er über 3 Jahre bei renommierten Weingütern, bis er 2016 sein eigenes Weingut in Anspruch nahm. Bastian betreibt also Weinbau in erster Generation, zuerst in Großheubach, weitere Weinberge sind dann in Klingenberg dazugekommen. Es handelt sich ausschließlich um Terrassenlagen und Buntsandsteinböden, die in Handarbeit nachhaltig und ökologisch bewirtschaftet werden.

Das bedeutet unter anderem – Bodenbearbeitung mit Hacke und Fräse, Sommer- und Winterbegrünungen, sorgfältige Schnitt- und Laubarbeiten und späte Lese der Weine. Die terrassierten Buntsandsteinböden prägen die Weine, sind mineralisch, kräftig im Geschmack und besitzen eine lange Lagerzeit. Seit 2015 ist sein Weingut in der Umstellungsphase zum Bioweingut und dabei konzentriert er sich besonders auf die alten Rebsorten Silvaner, Riesling, Spätburgunder und Portugieser. Die Jungwinzerin Verena Waigand stellte uns aus dem 70 Jahre langen familiengeführten Weingut einen fruchtigen Weißburgunder sowie einen hochwertigen Spätburgunder S-Wein vor. Auf den querterrassierten Steilhängen in Churfranken mit südwestlicher Sonneneinstrahlung gedeihen die Burgundersorten ebenso prächtig wie die typisch fränkischen Sorten. Im März 2017 wurde Verena in dem Weinmagazin „Vinum“ mit dem Familienweingut als kleinstes Weingut in die Liste der 25 besten „Deutschen Winzertalente“ aufgenommen und im September 2017 gab es eine Auszeichnung in der Zeitschrift „Selection“ als beste Jungwinzerin.

Verena ist Weinbetriebswirtin und als Juniorchefin arbeitet sie im Weingut Waigand und ist unter anderem als Weinküferin für die Kellerarbeit bei der Weinherstellung zuständig.
Nach der interessanten Wanderung entlang des Fränkischen Rotwein-Wanderweges und der anschließenden Verkostung exzellenter Weine machte sich der kleine Appetit bemerkbar und wir fuhren nach Alzenau/Michelbach zum Weingut Höfler, um eine reichhaltige Winzervesper einzunehmen.

Die hausgemachten Wurst-Brot-und Käsesorten schmeckten ausgezeichnet, zumal ein Riesling-Wein die Winzermahlzeit noch komplettierte. Während des Essens bekamen wir interessante Informationen über das Weingut, das seit 1984 in den Händen von Edeltraud und Bernd Höfler liegt. In der Folgezeit wurden neue Verkaufsräume eingerichtet, der Innenhof neu gestaltet sowie die Fassade der Wirtschaftsbauten erneuert. Trockenmauern und Steinhalden prägen in den Hang-und Steillagen das Bild des Weinberges.

Typische Bestandteile des Bodens sind Gneis, Quarzitschiefer und Löß mit hohen Anteilen an verschiedenen Mineralien, die als „Urgestein“ bezeichnet werden und den Riesling gedeihen lassen, weil er unter diesen Voraussetzungen einen mineralischen, pikant-fruchtigen Geschmack entwickelt. Für die hochwertigen Weine gibt es mehrere Lesegänge; die Trauben werden schonend gekeltert und kontrolliert vergoren. Die Rotweine reifen in großen Eichenholzfässern, während die Weißweine in Edelstahltanks ihren Geschmack entwickeln. Eine besondere Beachtung finden außerdem die Urgestein-Sommerweine. Diese sind frisch, fruchtig, nicht zu schwer und bieten viel Trinkvergnügen in der warmen Jahreszeit. Mit mehrfachen Auszeichnungen wurde die Qualität der Höfler-Weine gewürdigt.

Der Jungwinzer Johannes Höfler hat ebenfalls Weinbau studiert und unterstützt seinen elterlichen Betrieb mit Rat und Tat. Ihm liegt nicht nur die Qualität am Herzen, sondern auch die Schonung der Ressourcen. Pflanzenschutz, die Gesunderhaltung des Bodens sowie die Vielfalt von Wildpflanzen und Insekten sind wesentliche Kriterien bei der Arbeit.

Nachdem wir uns nach dem Essen im Weingut umschauten und später die Schritte auf den Michelbacher Weinberg lenkten, wartete ein weiteres Highlight auf uns, und zwar Simon’s Feinbrennerei im Dörsthof 4 des gleichen Ortes Alzenau-Michelbach.

Severin Simon arbeitet in 5. Generation im Familienbetrieb. In seiner Edelbrennerei werden die alten Traditionen der Brennkunst gepflegt und in hochwertige Destillate und Brände überführt. Deutscher Rum, Gin und sogar Whiskey gehören zu seinen Spezialitäten. Der achtsame und nachhaltige Umgang mit den Rohstoffen der Natur ist ein wichtiges Thema für ihn und sein Team. Handarbeit aus Überzeugung ist ein Grundpfeiler seiner Philosophie. Bei fassgereiften Destillaten wird grundsätzlich mit Fässern aus Spessarteiche gearbeitet.

Die Destiller werden mit Holz aus dem eigenen Wald befeuert. Das Obst stammt aus alten Streuobstwiesen und das Korn für den Whiskey und Gin aus eigenem Anbau. Per Segelschiff kommt sogar die Zuckerrohrmelasse für den Rum aus der Karibik. Qualität wird in der Manufaktur ganz groß geschrieben, das zeigen auch immer wieder die Prämierungen seiner erstklassigen Destillate. Auch wir können uns bei der Verkostung einiger Destillate (Whiskey, Gin, Obstbrände, Rum) von der guten Qualität seiner Produkte überzeugen. Die Simon-Brennerei hat täglich, außer Sonntag geöffnet. Es gibt einen Hofladen, man kann die Spirituosen natürlich auch online bestellen und jeden ersten Samstag im Monat werden Führungen und Verkostungen angeboten, wobei man den Arbeitern über die Schulter schauen darf.

Schließlich fuhren wir dann noch nach Alzenau/Hörstein zum Hotel Käfernberg, um den gastronomischen Ausflug an diesem Tag zu beenden. Die Winzerin Edda Hein-Barnetzki zeigte uns einen Teil ihres nahegelegenen Weinberges, der auf dem Schiefer-,Gneis und Granitboden einen herrlichen Weißburgunder gedeihen lässt. Im Hofgut Hörstein bestaunten wir das neue moderne Kellergebäude und die großen Edelstahltanks, wo der neue Wein schon zu reifen begann. Zwischendurch gab’s kleine Leckereien und einen frischen Federweißer, bevor wir uns später im Restaurant Käfernberg zum Abendessen trafen.

Küchenchef Joachim Hein stellte ein vorzügliches Menü zusammen und seine Frau servierte die entsprechenden Weine dazu. Als Vorspeise wurde eine „Selleriecremesuppe mit Forelle auf Kartoffelsalat und Pfifferlingsalat“ gereicht. Zu trinken gab es einen Silvaner Wein, während beim Hauptgericht des „Rehmedaillons auf Wirsing und Kartoffelplätzchen“ ein Spätburgunder die Speise abrundete. Ein nachfolgender Traminer ließ den Nachtisch „Beerengratin mit Vanilleeis“ auf der Zunge zergehen und den Abend wunderbar ausklingen.

Eine Fahrt ins herrliche Hafenlohrtal ließ den neuen Tag beginnen. Mit Christian Salomon vom Naturpark Spessart und Bauer Reinhold Tausch machten wir einen informativen Spaziergang zur Wasserbüffelweide mit den dazugehörigen Wasserbüffeln. Dabei erfuhren wir, dass in diesem Landschaftsgebiet die Fichtenkulturen gerodet und mit nassen Bracheflächen in Weideland umgewandelt wurden. Um ein artenreiches Wiesental zu bekommen leben dort im Sommer die Wasserbüffel vom natürlichen Pflanzenaufwuchs mit freiem Wasserzugang. Den Winter verbringt die Herde auf einer Freilandkoppel mit Offenstall bei Bergrothenfels. Christian Salomon erklärte uns, dass der Einfluss der Büffelbeweidung sich positiv auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt. Dabei werden seltene Tier-und Pflanzenarten durch die Anwesenheit der Wasserbüffel gefördert. Büffel sind sehr robuste, aber besonders zahme Tiere.

Das Fleisch ist fett- und cholesterinarm, dafür reich an gesunden Fettsäuren und Mineralstoffen. Bauer Reinhold Tausch bewirtschaftet im Familienbetrieb einen Biohof mit Schafen, Galloways-Rindern, Pferden und Wasserbüffeln in Bergrothenfels. Seine Aufgabe besteht darin, die Landschaft zu pflegen, eine artgerechte transparente Tierhaltung zu gewährleisten, die Tiere schonend zu verladen, kurz zu transportieren, stressfrei zu schlachten und mit größter Sorgfalt und bester Qualität Bioprodukte herzustellen. Zum Verkauf werden alle Fleisch-und Wurstwaren angeboten. Dabei sind sie küchenfertig zerlegt, hygienisch vacuumiert und entsprechend etikettiert.

Vom Hafenlohrtal ging es nun immer am Main entlang nach Marktheidenfeld, heute eine Stadt mit ca. 11.m5000 Einwohnern, die aus einer Mischung von historischen Fachwerkhäusern, idyllischen Maingassen und moderner Architektur besteht. Zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten zählen das blaue Franck-Haus und die St.Laurentius-Kirche. An dieser Kirche ist über 700 Jahre gebaut worden. Vier Bauabschnitte im romanischen, gotischen, barocken und neubarocken Stil lassen sich unterscheiden. Das Franck-Haus ist ein reiches Bürgerhaus der Barockzeit und wurde im 18.Jahrhundert errichtet. Die blaue Schmuckfassade und der prunkvolle Festsaal mit seinem Deckengemälde und der historischen Wandbespannung sind Besonderheiten dieses Gebäudes. Heute wird es als Kulturzentrum genutzt. Neben wechselnden Kunst-und Themenausstellungen finden Konzerte, Lesungen und Trauungen im Festsaal und im Innenhof statt. Der Überlieferung nach sei auch hier die Sektherstellung in Deutschland erfunden worden.

Deshalb begannen wir auch am Franck-Haus unseren Gourmetspaziergang mit einem Glas Sekt und beendeten die lukullische Runde mit einem Mittagessen im „Weinhaus Anker“. Alfred Oetzel war unser Stadtführer, der uns reichlich mit Informationen versorgte und mit uns zunächst das „Bräustüble“ ansteuerte. Diese Gaststätte befindet sich auf dem Brauereihof der „Martinsbräu“,welche von Anfang an eine Familienbrauerei war. Die ersten Gebäude stammen von 1881. Heute wird das Unternehmen in 4. Generation von Maria Martin geleitet. Nach der Sanierung des „Bräustübles“ haben inzwischen Elvira und Thomas Karpf das Zepter der Gastlichkeit in der Hand. Marktfrische regionale Qualitätsprodukte und lokale Spezialitäten werden angeboten. Im Gastraum finden bis 60 Personen zum Essen und Trinken Platz. Im Festsaal des Obergeschosses können große und kleine Veranstaltungen angeboten werden und der urige windgeschützte Hof bietet 90 Gästen Unterschlupf. Zum 2. kulinarischen Gang ließen wir uns einen mit Zitrusfrüchten hausgebeizten Lachs mit Honigsenfsauce, Blattsalat und Rösti schmecken und ich trank ein alkoholfreies Sankt Martinus Weizenbier dazu.

Bevor wir dann das „Bistro Madeleine & La Cabana Cantina“ aufsuchten, bewunderten wir zuerst den achteckigen Fischerbrunnen auf dem Marktplatz, der neben sämtlichen eingemeißelten Wappen einen Mainfischer beim Fischen zeigt und an die einstige Fischersiedlung erinnert, und später die backsteinfarbene und aus Buntsandstein gefertigte Mainbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Der Besitzer des über 30-jährigen erfolgreichen Gastronomiebetriebes, Norbert Becker, hieß uns in seinem mediterran eingerichteten Restaurantbereich herzlich willkommen und servierte eine eigens kreierte Sommerlimonade aus schmackhaften Orangen, Melone, Pfefferminze, Eis sowie ausgekochtem Zucker-Sirup. Ansonsten begeistert die Küche Jung und Alt mit einzigartigen Salaten, leckeren Nudelgerichten und mexikanischen Spezialitäten.

Durstlöschend erholt und guten Mutes fanden wir uns schließlich zum Hauptgericht, dem 4. Gang, im Restaurant „Weinhaus Anker“ ein. Diese Lokalität befindet sich im Hotel Anker, zu dem ein Weinladen mit familieneigenen Weinen, ein professioneller Tagungsbereich mit mehreren Seminar-und Gruppenräumen sowie ein Wellness-Studio gehören. Fränkische und internationale Küche haben dort Vorrang, im Weinkellerlokal „Schöpple“ fränkisch-deftige Kost, und im historischen Holzfasskeller werden weinselige Events, lustige Weinproben oder Künstlerauftritte dargeboten. Zum Hauptgericht dem 4. Gang zauberte der Küchenchef ein „Rehragout mit Pfifferlingen und Klößen“, während der Sommelier einen Silvaner-Wein empfahl. Damit ging unsere schmackhafte köstliche Reise zu Ende und wir machten uns aus Zeitgründen schleunigst auf den Heimweg nach Berlin. Ein Dankeschön nochmals an alle Beteiligten, die uns solch eine wunderbare kulinarische Reise ermöglichten.

Weitere Informationen bei:

Tourismusverband Spessart-Mainland e.V.
Industriering 7, 63868 Großwallstadt
Tel.: 06022/261020
Fax: 06022/262230
E-Mail:info@spessart-mainland.de

Text:

Peter Marquardt

Fotos:

Matthias Dikert

Alexandra Rüsche - Chefredakteurin von Reiseratgeber24.de
Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.

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