DeutschlandOstseeReisejournalisten Erlebnisberichte

Musik mit Inselflair und internationalen Hochkarätern

Ein Reise-Schmankerl für die Leser von Reiseratgeber24.de:
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------



------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das Usedomer Musikfestival begeisterte vom 21.9. bis 12.10.2019 an den schönsten Konzertorten Usedoms

26 Jahre gibt es jetzt das Usedomer Musikfestival, mit seinen Länderschwerpunkten, exklusiven Programmen und hochkarätigen Künstlern bietet es aber jedes Jahr Unterhaltung vom Feinsten. Wo sich Musik auf höchstem Niveau mit den landschaftlichen Schönheiten Usedoms vermählt, locken die einzigartige Klänge der jährlich wechselnden Gastländer – Dänemark, Polen, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Russland, Norwegen und Schweden – Publikum auf die begehrte Sonneninsel. Drei Wochen lang, vom 21. September bis 12. Oktober begeisterte erstmals Deutschland im Länderschwerpunkt mit großer Musikvielfalt, Weltklassekünstlern und musikalischen Schätzen im maritimen Flair des Eilandes. Das Publikum erlebte all dies im einmaligen Ambiente, in uralten Kirchen, malerisch gelegenen Schlössern und Villen, in den prachtvollen Bauten der Kaiserbäder, sowie in Galerien und Hotels und sogar im historischen Kraftwerk Peenemünde.

Schon das Eröffnungskonzert mit dem Baltic Sea Philharmonic, gegründet vom Usedomer Musikfestival und geleitet vom estnischen Stardirigenten Kristjan Järvi, setzte fulminant mit einer innovativen Konzertshow und komplett auswendig gespielt Friedenszeichen im Industriedenkmal Peenemünde, der ehemaligen Heeresversuchsanstalt der Nazis.

Das Ensemble, das talentierte Musiker aus allen Ländern des Ostseeraums versammelte, die einst durch Politik und Kriege getrennt waren, präsentierte Neuarrangements von Bach und Händel, ein Klavierkonzert von Philip Glass, gespielt von der amerikanischen Jüdin Simone Dinnerstein, und die deutsche Erstaufführung eines neuen Werkes des US amerikanischen Komponisten Steve Reich. Das Musik über Ländergrenzen hinweg verbindet, demonstrierte nicht nur das Baltic Sea Philharmonic eindrucksvoll, sondern auch viele weitere Veranstaltungen, wie zum Beispiel das Jubiläumskonzert zu 25 Jahren Usedomer Musikfestival in Swinemünde, eine Exkursion ins polnische Stettin und Konzerte zum 150-jährigen Jubiläum des Stettiner Komponisten und Romantikers Carl Loewe in Usedoms ältester Kirche in Liepe und der ehemaligen Klosterkirche in Krummin, direkt am Achterwasser.

ARKM.marketing


Intendant Thomas Hummel und Dramaturg Dr. Jan Brachmann gestalten gemeinsam mit ihrem Festivalteam seit Jahren das Programm und haben so auch 2019 interessante und auch weltbekannte Persönlichkeiten nach Usedom gebracht. Wir hatten das Glück vom 2. bis zum 5. Oktober 2019 auf der Insel zu sein, um auserlesene Konzerte des Musikfestivals zu erleben.

Der Ohrenschmaus begann am 2. Oktober um 19:30 Uhr im Kaiserbädersaal in Seebad Heringsdorf mit dem Konzert „Rendezvous mit Marlene“ und der Ausnahmekünstlerin Ute Lemper und Band. Sie brachte die Geschichte der Marlene Dietrich nicht nur auf die Bühne, sondern sie lebte sie mit all ihrem Talent, ihrer starken Energie und der Diszipliniertheit, die sie den ganzen Abend über durchhielt. Nachdem ihr letztes Lied über Menschlichkeit verklungen war, gab es langanhaltenden Applaus im ausverkauften Saal. Beim späteren Empfang in „Pier 14“ erzählte uns Ute Lemper, dass es ihr um die Seele, um die Botschaft der Menschlichkeit und, um die Politik, die eingebettet in die Geschichte ist, geht. Ute Lemper präsentierte als ausgebildete Pianistin, Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin gemeinsam mit ihrem Ensemble ihre Broadway Show.

Ihre vier Bandmitglieder (Piano – Vana Gierig, Drums – Matthias Danek, Bass – Romain Lecuyerund Violine – Cyril Garac) sind ihre Familie, mit der sie schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Sie beherrschen ihre Instrumente und sind gut aufeinander eingespielt. Als man Ute Lemper 1989 in Paris als neue „Marlene Dietrich“ bejubelte , schämte sie sich für den Vergleich und wollte sich entschuldigen. “Ich hatte ihr einen Brief geschrieben, in dem stand, wie wunderbar ich sie finde und dass sie eine Inspiration für viele Frauen ist“, erzählt sie. Einen Monat später hatte Marlene Ute wirklich angerufen und ihr in einem dreistündigen Gespräch ihr Leben geschildert. Ute Lemper hatte dann Jahre gebraucht, um diesen Dialog zu verdauen und den Schmerz zu verstehen, erklärte sie uns später. Das Schicksal der Dietrich hatte sie bewogen, das Gehörte aufzuarbeiten und mit eigenen hinzugefügten Texten und Liedern nun auf die Bühne zu bringen.

In bestimmten Aspekten ist sie der Dame nah, dann auch wieder nicht: „Ich bin auf jeden Fall eine andere Mutter und habe vier Kinder. Marlene ist schon ein selbstsüchtiger Mensch gewesen, sie war nicht sorgsam mit den Menschen um sie herum. Da bin ich anders, verantwortlicher, kümmere mich vielmehr um die anderen als um mich selbst.“ Auf die Frage, wie man sich als Ikone auf der Bühne fühlt, antwortete Ute Lemper Folgendes. „Ich bin keine Ikone, sondern immer noch die kleine 24-jährige, die damals gedacht hat, wie kann man mich mit Marlene Dietrich vergleichen? Ich hab schon schwer gearbeitet in allen Dimensionen des Lebens, auch ideologisch, politisch und mit Mut, als Frau, als internationaler Mensch und als Mutter. Ich fühle schon, das ein Riesengepäck auf meinen Schultern liegt, ich bin nur Mensch, ein Produkt des Lebens und nicht ein Produkt der Perfektion.“

Ute Lemper hatte auf den Spuren von Marlene Dietrich eine glänzende Show hingelegt. Mit schwarzem Hut, schlanker Figur, einer Zigarette im Mund und langen Beinen sang sie Marlenes bekannte Lieder „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, Sag mir, wo die Blumen sind“ sowie „Lilli Marleen“, und erzählte einige fesselnde Geheimnisse ihres Lebens, die mit großen Gefühlen, Liebe, Leid, Alkohol, Trauer und Einsamkeit zu tun hatten.

Marlene Dietrich war schon in den zwanziger Jahren im Berliner Admiralspalast als Schauspielerin und Varietésängerin bekannt. Legendär war der Tonfilm „Der blaue Engel“, dem sie mit ihren langen schönen Beinen, ihrem extravaganten Outfit (dunkler Hut und geschlitztes Kleid) Gesicht und Stimme gab. Während des Zweiten Weltkrieges lebte sie in Amerika und trat als Sängerin und Truppenbetreuerin der Soldaten gegen Hitlerdeutschland auf. Als sie in den 1960er Jahren zu Konzerten nach Deutschland zurückkehrte, wurde sie nicht nur mit Begeisterung, sondern auch wüsten Beschimpfungen empfangen. Sie starb 1992 vereinsamt in Paris, doch ihr Mythos lebt weiter. Und das hatte Ute Lemper, beim Usedomer Musikfestival, mit ihrem Können auf der Bühne gezeigt, und das Publikum mit tosendem Beifall gedankt.

Bevor wir am 30. Jahrestag der deutschen Einheit zum großen Mitsing- Konzert des Calmus Ensembles gingen, machten wir einen Abstecher zur Villa Irmgard, um uns die Ausstellung zur Badekultur des 19. und 20. Jahrhunderts von Polen bis ins Baltikum anzusehen. Das war ein interessanter Rückblick, der bis zum 12. Oktober dem Publikum zugänglich war.

Eine extra Vitrine ist hier der Marlene Dietrich gewidmet worden. Monatlich wechseln dort die Ausstellungen. Ansonsten gibt es auch kleinere Veranstaltungen, wie Lesungen, Konzerte und Theateraufführungen im Obergeschoss des zweigeschossigen Gebäudes, das im neoklassizistischen Stil auf einer kleinen Anhöhe steht. Seit 1948 ist die Villa eine Gedenkstätte für den russischen Dichter Maxim Gorki, der einst über Monate in dem Gästehaus logierte.

Um 14:00 Uhr durften wir in der Evangelischen Kirche in Ahlbeck den Stimmen des Calmus Ensembles lauschen, die mit dem Echo-Klassik und dem Supersonic Award ausgezeichnet wurden und zu eine der deutschen A- Capella Spitzengruppen gehören. Vor zwölf Jahren gründeten fünf junge Leute, die aus dem traditionsreichen Thomanerchor Leipzig hervorgegangen sind, das Ensemble. Dazu zählen Anja Pöche (Sopran), Tobias Pöche (Tenor), Stefan Kahle (Countertenor), Ludwig Böhme (Bariton) und Manuel Helmeke (Bass). Sie sangen Volkslieder aus Deutschland, dem Ostseeraum und der ganzen Welt. Schlicht und unbeschwert sowie jung und frisch belebten sie die alten Lieder wieder und machten sie mit ihren schönen Stimmen zu einem unschätzbaren Wert. Mit einer unvergleichlichen Mischung aus Klang, Präzision, Leichtigkeit und Witz eroberten sie die Besucher und luden am Schluss zum Mitsingen ein.

Übrigens gelten die bekannten Weisen „Kein schöner Land“, „Die Gedanken sind frei“ und „Der Mond ist aufgegangen“ immer noch zu den beliebtesten deutschen Volksliedern. Ludwig Böhme nahm also das Zepter in die Hand und ließ als Chorleiter zuerst die Frauen, dann die Männer und schließlich alle Sanges- freudigen zusammen in der klangvollen Kirche mit ihrem riesigen Schiffsmodell an der Decke die Lieder „ Bunt sind schon die Wälder“ und „Der Mond ist aufgegangen“ singen. Allen machte es sehr viel Spaß und der Erfolg zeigte sich beim anhaltenden Applaus.

Glücklich verließen wir den musikalischen Platz, um in der Evangelischen Kirche in Heringsdorf, anlässlich der Feier zu 15 Jahren der größten Ausdehnung der Europäischen Union ein Klavierkonzert mit dem polnischen Pianisten Wojciech Waleczek zu erleben. 1980 wurde der Künstler in Gleiwitz geboren. Im Jahre 2003 beendete Wojciech sein Studium an der Musikakademie in Katowice. Weitere Studien hatte er in Kanada fortgesetzt. 2014 bekam er den Doktortitel und 2017 den habilitierten Doktortitel der Kunst an der Musikakademie in Bydgoszcz. Neben seiner Konzerttätigkeit arbeitet der Pianist auch als wissenschaftsdidaktischer Mitarbeiter an der Schlesischen Universität im Musikinstitut. Viele Preise und Ehrungen sind ihm schon verliehen worden, so im Jahre 2017 „Verdienter der polnischen Kultur“ und 2018 erhielt er die silberne Ehrenauszeichnung „Verdienter der schlesischen Wojewodschaft“.

Zum Tag der Deutschen Einheit zog sich der europäische Gedanke weiter durch das Programm der länderverbindenden Veranstaltungsreihe, denn von 17 bis 18:30 Uhr präsentierte der Pianist ein Europakonzert mit 25 Miniaturen aus 27 Ländern. Der Künstler hatte die Idee, einmal die Vielfalt des Kontinents in ein einziges Konzert zu bringen, von Johann Sebastian Bach in Deutschland bis Jean Antoine Zinnen in Luxemburg. Jedes Land war mit einem kurzen Stück für Klavier vertreten, außer bei Ungarn / Italien und Frankreich / Polen. Da kam es zu grenzübergreifenden Koproduktionen. Unter anderem sorgten Stücke wie Mozarts „Türkischer Marsch“, „La Campanella“ von Paganini und dem Ungar Liszt, Werke von Chopin, der halb Pole und Franzose war, die „Donauwellen“ vom rumänischen Komponisten Ivanovici oder das „Wiegenlied“ vom tschechischen Meister Anton Dvorak dafür, dass das schwere Thema „Europa“ auch ganz leicht genommen werden kann. Die bunte Vielfalt bei der Auswahl der Stücke, mal langsam und leise, dann wieder laut und schnell, begeisterten die Zuhörer. Es war bewundernswert zuzuschauen, mit welcher Leichtigkeit seine Finger über die Tasten schnellten. Nach jedem Stück verbeugte sich der Maestro vor dem Publikum und erntete jedes Mal Beifall für seine außergewöhnliche Leistung.

Den krönenden Abschluss des Abends brachte dann das Feuerwerk zum Nationalfeiertag ab 19:30 Uhr, beginnend in Karlshagen und im 10 Minuten Abstand über die anderen Bäder bis zum Höhepunkt in Ahlbeck um 21 Uhr.

Am folgenden Tag gab es am Abend das Finalkonzert des Wettbewerbs die „Besten von morgen“, und so konnten wir am Nachmittag das „Hans-Werner- Richter-Haus“ in Seebad Bansin besuchen, das mit den Usedomer Literaturtagen zu tun hat, die mit Herta Müller, Donna Leon oder Martin Walser regelmäßig literarische Hochkaräter auf die Insel bringen und 2020 vom 30. März bis zum 4. April stattfinden. Das über 100 Jahre alte Feuerwehrgebäude wurde 2000 zu einem Literaturhaus umgebaut. Darin befinden sich eine Bibliothek und wesentliche Teile des privaten Nachlasses von Hans Werner Richter. Man kann dort nicht nur Bücher ausleihen, Tageszeitungen lesen, sondern auch das Arbeitszimmer von Richter besichtigen. Auch im „Günter Grass- Zimmer“, in dem Originalzeichnungen des Literaturnobelpreisträgers hängen, finden regelmäßig Lesungen, Vorträge, kleine Konzerte und Kinderveranstaltungen statt. Die Mitarbeiterin Annika Dassow zeigte uns das Haus und gab interessante Informationen.

Hans Werner Richter wurde 1908 in Neu-Sallenthin geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Bansin. 1927 ging er nach Berlin, arbeitete dort in einer Buchhandlung und entdeckte die Liebe zur Literatur. Als „überzeugter Linker“ wurde er in den dreißiger Jahren verfolgt und später verhaftet. 1940 kam er zur Wehrmacht und geriet 1943 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Danach zog Hans-Werner 1946 mit seiner Frau nach München. 1947 traf er sich zum ersten Mal als „Gruppe 47“ mit einer Hand voll Gleichgesinnter. Zu dieser Literatenvereinigung gehörten auch namhafte Schriftsteller wie Heinrich Böll, Siegfried Lenz, Walter Jens, Günter Grass und viele andere. 1993 starb er in München und wurde auf dem Bansiner Friedhof beigesetzt.

Als die Publizistin und Schriftstellerin Carola Stern, eine gebürtige Ahlbeckerin, 2006 verstarb, wurde sie in Benz beigesetzt. Im Hans-Werner- Richter-Haus werden ebenfalls ihre Bibliothek und persönliche Erinnerungsstücke ausgestellt.
Um 17 Uhr ging es dann zum Wettstreit „Die Besten von morgen“ – ein Wettbewerb, der vom Usedomer Musikfestival für herausragende Nachwuchsmusiker veranstaltet wird. Bereits zum sechsten Mal wurden im Kaiserbädersaal des Heringsdorfer Seebades junge Musiker, allesamt Gewinner beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“, ausgezeichnet. Die insgesamt 17 Teilnehmer kamen aus Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. In den Kategorien „Gesangsduo“ und „Akkordeon solo“, präsentierten sie ihr Können der Jury und dem Publikum. Der Wettstreit wurde von NDR – Kultur aufgezeichnet und von Ludwig Hartmann moderiert.

Den Achterkerke-Musikpreis und damit die ersten, auf je 1500 € dotierten Plätze, erhielt die 18-jährige Akkordeonistin Anna Betker aus Neubrandenburg. In der Kategorie Gesangsduo erhielten die Sängerinnen Annabell Hertrampf (17) und Karolin Uhr (17), die beide am Musikgymnasium in Dresden lernen, die begehrte Auszeichnung. Heinz-Egon Achterkerke, der Stifter des Preises, würdigte mit dem Intendanten Thomas Hummel in einer kurzen Ansprache die Leistungen aller Teilnehmer. Die zweiten Preise mit jeweils 1000 € wurden von der Sparkasse Vorpommern gestiftet und Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken überreichte sie.

Der Musikpädagoge und Juryvorsitzende Olaf Kerkau, erklärte in Abstimmung mit seinen Mitstreitern Musikpädagogin Gudrun Lehmann-Skripnik, Akkordeonist Igor Krizmann, Sängerin Ksenija Lkic und Sänger Professor Markus Köhler, dass ihnen die Entscheidung sehr schwer gefallen sei, weil die Leistungen der jungen Musiker sich von Jahr zu Jahr gesteigert hätten. Die Gewinner äußerten sich dann positiv zur Atmosphäre auf der Insel und betonten, dass sie mit noch mehr Spannung ihr Bestes gaben.
Am Samstag, den 5. Oktober fuhren wir nach Peenemünde, um ein weiteres Peenemünder Highlight, das Abschlusskonzert der Musiklandsaison mit dem Großen Sinfoniekonzert des NDR-Elbphilharmonie Orchesters unter der Leitung des Dirigenten Pablo Heras-Casado zu erleben.

Zuvor führte uns der Mitarbeiter des Historisch-Technischen Museums Kai Hampel durch den musealen Komplex. Zusammen mit der historischen Entwicklung bildet die Technologie den Schwerpunkt der Ausstellung, die im Kraftwerk der ehemaligen Heeresversuchsanstalt, dem größten technischen Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns, zu besichtigen ist.

Anhand von Dokumenten, Zeitungsinterviews, Dokumentationsfilmen, Modellen und Originalteilen wird hier der Weg von den Träumen der ersten Raketenpioniere über zivile Raumfahrt bis zur Entwicklung der militärischen Großrakete in Peenemünde und deren Serienproduktion sowie Kriegseinsatz dargestellt. Ein zweiter Ausstellungsabschnitt widmet sich der Raketentechnik nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Wettrüsten im „Kalten Krieg“, aber auch den ersten Erfolgen in der zivilen Raumfahrt.

Peenemünde ist heute ein Ort internationaler Begegnung und Friedenspädagogik. In Form von Seminaren und Workshops werden im Rahmen der Museumsarbeit Zukunftsfragen aus den Themenbereichen Geschichte, Technologie, Ökologie, Politik und Ethik diskutiert. Das Museum möchte Vergangenheit und Gegenwart verbinden. Energiegewinnung als solche ist auch ein Ausstellungsthema. Neu ist ein gläserner Aufzug im Kraftwerk, der Besucher auf das Dach des Denkmals befördert.

Der Blick vom ehemaligen Kohlekraftwerk über den geplanten Solarenergiepark gibt einen Über- und Ausblick auf die Methoden der Energiegewinnung.

Unser Blick auf das Abschlusskonzert der Musiklandsaison Mecklenburg-Vorpommern ging schließlich in die Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerks, das zum Konzertsaal hergerichtet wurde, durch den an diesem Abend positive Energien voller Friedensgedanken gehen sollten. Die Peenemünder Konzerte des Usedomer Musikfestivals setzen an diesem geschichtsträchtigen Ort alljährlich für Momente Zeichen des Friedens und der Verständigung über Ländergrenzen hinweg. Der Beginn war 2002 mit der Aufführung des War Requiems unter Mstislaw Rastropowitsch und mehr als 250 Musikern aus Deutschland, England und Russland.

Um 20 Uhr hob dann endlich der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado den Taktstock, um an dieser Stelle sein Konzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester zu beginnen. Innerhalb von 2 Stunden mit einer kurzen Pause dazwischen verzauberte er das Publikum mit der Ouvertüre „Die Hebriden“ op. 26 von Felix Mendelssohn Bartholdy und ließ die erste Sinfonie c-Moll op. 68 von Johannes Brahms erklingen. Zusätzlich hatte er den Spitzenbariton Matthias Goerne von der Elbe an die Ostsee mitgebracht, der beide Orchesterwerke mit Gustav Mahlers Rückert-Liedern für Singstimme und Orchester, in denen es heißt: „Ich leb’ allein in meinem Himmel, in meinem Lieben, in meinem Lied.“ verband. Das war ein Satz, der vermutlich auch für die beiden Komponisten beim Anblick des Meeres gegolten haben mag.

Denn Felix Mendelssohn Bartholdy ließ sich 1824 zum ersten Mal in Heiligendamm an der Ostsee vom Meer inspirieren. Hier erwachte seine Sehnsucht nach dem Norden, die ihn bald darauf nach Schottland zu den Hebriden führte. Die See und Küstenlandschaften hatten es auch dem Hamburger Komponisten Johannes Brahms angetan, als er auf der Nachbarinsel Rügen seine erste Symphonie komponierte.
Der deutsche Bariton Matthias Goerne ist ein einfühlsamer körperlich agierender Sänger. Was er singt, dem verleiht er durch Bewegung Nachdruck. Und das konnten wir in Peenemünde live erleben.

Matthias Goerne, ein gebürtiger Weimarer, zählt zu den vielseitigsten und weltweit gefragtesten Sängern seines Fachs. Er ist regelmäßig zu Gast in den international renommierten Konzertsälen und Opernhäusern sowie bei den bedeutenden Festivals und hat mit namhaften Dirigenten und Orchestern in Europa, Amerika und Asien zusammengearbeitet. Außerdem ist er Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London und unterrichtete von 2001-2005 als Honorarprofessor für Liedgestaltung an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf.
Der junge und sympathische Pablo Heras-Casado ist regelmäßig zu Gast bei den großen internationalen Orchestern. Seine ausgezeichnete Teamarbeit mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester brachte er auch in diesem zweiten Peenemünder Konzert zum Ausdruck und wurde mit langem Beifall des Publikums belohnt.

Am 12. Oktober verabschiedete sich dann das Usedomer Musikfestival um 20 Uhr in der Ahlbecker Lokhalle der Usedomer Bäder Bahn mit einem hinreißenden Konzert der neuen „Berlin Comedian Harmonists“, das Veranstalter und Sänger auch nutzten, um auf das Schicksal der Gruppe aufmerksam zu machen, die zur Hälfte aus jüdischen Mitgliedern bestand.
Ein großes Dankeschön an alle Mitarbeiter des Festivals, an die vielen Sponsoren und fast 15.000 Besucher, die dieses Ereignis auf der Insel erleben durften. 2020 findet das Musikfestival vom 18. September bis zum 10. Oktober statt. Das Eröffnungskonzert beginnt mit dem Baltic Sea Philharmonic unter der Leitung von Kristjan Järvi und lässt sicherlich wieder einen mitreißenden Auftakt erwarten. Enden wird das Usedomer Musikfestival am 10. Oktober mit einem Konzert eines Klangkörpers des Norddeutschen Rundfunks.

Weitere Informationen und Tickets:

Usedomer Musikfestival
Ticket-Hotline 038378/34647
Telefax: 038378 34648
Email: info@usedomer-musikfestival.de
Festivalbüro
Maxim-Gorki-Straße 13
17424 Seebad Heringsdorf
Postanschrift
Postfach 1129
17420 Seebad Heringsdorf

Text:

Peter Marquardt

Fotos:

Matthias Dikert

Bilder mit (C)-Vermerk von Geert Maciejewski unterliegen dem Copyright des Fördervereins Usedomer Musikfreunde e. V./Usedomer Musikfestival

Alexandra Rüsche - Chefredakteurin von Reiseratgeber24.de
Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich willige ein, dass meine Angaben aus diesem Kontaktformular gemäß Ihrer Datenschutzerklärung erfasst und verarbeitet werden. Bitte beachten: Die erteilte Einwilligung kann jederzeit für die Zukunft per E-Mail an datenschutz@arkm.de (Datenschutzbeauftragter) widerrufen werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"