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Kirchen, Klöster, Kathedralen – Auf Stippvisite in Kiew

Ein Reise-Schmankerl für die Leser von Reiseratgeber24.de:
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Nur gut zwei Stunden dauert der Direktflug von Berlin nach Kiew mit Ukraine International Airlines. Es ist später Nachmittag. Die Millionenmetropole am Dnepr empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen um die 30 Grad.

Die Passkontrolle ist schnell erledigt, problemlos. Der Reisepass genügt, ein Visum ist nicht erforderlich. Am Ausgang erwartet uns Frank von der Tourismuszentrale. Er wird unsere Gruppe in den nächsten drei Tagen auf einer Erkundungstour durch Kiew und seine Umgebung begleiten.

Wir fahren zum Hotel. Vor uns liegt unübersehbar das breite Band des Dnepr. Er prägt das Bild der Landschaft. Der mächtige Strom fließt unaufgeregt, gemächlich dahin, ist wichtige Lebensader des Landes. Er teilt Kiew in zwei Stadtteile – die alte und die neue Stadt. An seinen Ufern wurden hier vor 1500 Jahren die ersten Siedlungen gebaut.

Schon aus der Ferne erblicken wir Zeugnisse der alten Kultur und Geschichte. Über den Baumwipfeln am bergigen Ufer erheben sich majestätisch prachtvolle Kirchenpaläste. Ihre zahlreichen vergoldeten Kuppeln strahlen in der Abendsonne im neuen Glanz. Ein faszinierender Anblick. Es sind viele dieser Prachtbauten, die der Altstadt ihr besonderes Gesicht verleihen. Sie sind sichtbare Wahrzeichen, das Kiew eine Stadt der Kirchen, Klöster und Kathedralen war und ist. Frank hat unsere staunenden Blicke beobachtet. Morgen, so sagt er, werden wir die schönsten Kirchen kennenlernen.

Wir erreichen unser Hotel – das „Radisson Blu Kiew“.

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Fotos. Matthias Dikert
Fotos. Matthias Dikert

Das Vier-Sterne-Haus liegt im historischen Stadtteil Podil, dem alten Zentrum von Kiew. Viele Sehenswürdigkeiten sind von hier schon zu Fuß zu erlaufen. 164 Zimmer und Suiten warten auf Gäste aus aller Welt – ob Urlauber oder Geschäftsleute. Auf Tagungen und Events ist das Hotel bestens eingerichtet. Es macht auf uns einen gediegenen Eindruck, verbreitet Wohlfühlatmosphäre. Nach einem sehr freundlichen Empfang beziehe ich mein Zimmer. Es ist geräumig, klimatisiert und komfortabel ausgestattet. Mein Eindruck – hier werde ich gut schlafen. Doch dazu ist es noch zu früh.

Zum Abendessen geht es zu einer besonderen Lokalität – zum Restaurant „Spotykach“, eine bekannte Adresse für Feinschmecker und Nostalgiker. Wer hier speisen möchte, ist gut beraten, vorher Plätze zu bestellen. Das Restaurant liegt etwas versteckt im Innenhof, abseits der Hauptstraße. Das Interieur erinnert an sowjetische Zeiten, gibt dem Raum ein ganz besonderes Ambiente.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Zur Begrüßung wird jedem Gast der hauseigene Wodka mit Meerrettich gereicht. Ein würziges belebendes Entré. Die Speisekarte bietet ukrainische, russische und internationale Spezialitäten. Wer möchte, kann auch Kosmonautennahrung aus Tuben bestellen. Wir essen Hühnersuppe, gefüllte Teigtaschen und Boeuf Stroganoff. Alles schmeckt vorzüglich. Der Service ist überaus freundlich und aufmerksam. Es hat sich gelohnt, hier eingekehrt zu sein.

Am nächsten Tag geht es – wie versprochen – zu den markanten Klöstern und Kathedralen der Stadt. Neben Frank ist Marina mit dabei – eine junge kluge Frau. Sie begleitet uns als Stadtführerin während unserer Reise.

Die Kirchenstadt „Kiewer Höhlenklöster“

Erster Anlaufpunkt sind die weiträumigen Anlagen des „Kiewer Höhlenklosters“ auf den Höhen am rechten Dnepr-Ufer. Es ist ein riesiges einmaliges Kirchenensemble, das sich auf einer Fläche von 29 Hektar ausbreitet. Über 40 einzigartige Baudenkmäler stehen auf dem Klostergrund. Sie stammen aus verschiedenen Epochen zwischen dem 11. und 19. Jahrhundert. Bedingt durch das hügelige Gelände gibt es einen oberen und unteren Klosterbereich. Allein im oberen Teil erheben sich fünf Kirchen. Die größte, prunkvollste und älteste ist die „Maria-Himmelfahrts-Kathedrale“ aus dem 11. Jahrhundert. Sie nimmt den zentralen Platz ein, fesselt unseren Blick, als wir den Innenhof der ummauerten Klosteranlage betreten.

Foto: Matthias Dikert
Foto: Matthias Dikert

Ein mächtiges, erhabenes Bauwerk. Seine vielen vergoldeten Kuppeln glänzen eindrucksvoll im strahlenden Sonnenlicht. Über Jahrhunderte war die Kathedrale das geistliche Zentrum der russisch-orthodoxen Kirche. 1941 sprengten faschistische Truppen das historische Denkmal. Originalgetreu wieder aufgebaut, zeigt sich die Kathedrale heute wieder in ihrem ursprünglichen Antlitz.

Wir bestaunen vor der Kathedrale den fast hundert Meter hohen Glockenturm mit seiner prachtvollen architektonischen und künstlerischen Gestaltung. Der Aufstieg lohnt, bietet eine herrliche Aussicht auf das Klostergelände mit seinen vielen Kirchen und den Wohnhäusern der Mönche. Fast 100 leben, beten und arbeiten heute hier.
In der „Dreifaltigkeitskirche“ bewundern wir sehr gut erhaltene Wandmosaiken aus dem 12. Jahrhundert.

Dann steigen wir hinab zur unteren Klosteranlage – ebenfalls ein Ensemble eindrucksvoller Kirchenbauten. Anziehungspunkt aber sind vor allem das „Höhlenlabyrinth“ unterhalb der Kirchen, das dem Kloster seinen Namen gab und an seine Anfänge erinnert. 1051 siedelten sich hier zwei Mönche an und gruben sich Höhlen in die Erde, um zu meditieren und Gott nahe zu sein. Mit der wachsenden Zahl der Mönche wurde das Höhlensystem weiter ausgebaut und später darüber Kirchen errichtet.
Ehrfurchtsvoll, schweigsam, mit einer brennenden Kerze in der Hand, beginnen wir den Abstieg in das Labyrinth. Der flackernde Kerzenschein erhellt uns den Weg in die Tiefe.

Der Duft von Weihrauch liegt in der Luft. Die mannshohen Gänge sind sehr eng. Daneben haben sich die Mönche kleine Zellen in den Fels gemeißelt für ihr entsagungsvolles Einsiedler Leben.
Wir stehen an einer Durchreiche in der Wand. Marina klärt uns auf. Manche Mönche haben sich vollständig einmauern lassen und wurden bis zu ihrem Tod über diese Öffnung mit Nahrung und Wasser versorgt, erzählt sie uns. Für uns kaum vorstellbar.
Dann weitet sich der Gang zu einem kleinen Raum. Wir erblicken einen niedrigen reich geschmückten Altar, eine kleine Kirche unter der Erde. Sechs dieser Miniaturkirchen gibt es in den Höhlen. Auch heute halten die Mönche hier noch täglich Gottesdienste ab.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Immer wieder stoßen wir in den Nischen der langen Gänge auf mumifizierte Leichname. Das Höhlenlabyrinth war damals nicht nur Lebens-, sondern auch Begräbnisstätte der Mönche. Wir fühlen uns in eine längst vergangene Zeit zurück versetzt. Nachdenklich steigen wir wieder zum Tageslicht empor.
Wir sind überwältigt von der Fülle der Eindrücke des Höhlenkloster-Ensembles mit seiner herausragenden Architektur und Geschichte. Seit 1990 gehört es zum Weltkulturerbe der UNESCO. Wer Kiew besucht, muss es gesehen haben.

Die „St. Sophia-Kathedrale“

Wir fahren zu einem weiteren Highlight unserer Besichtigungstour, die St. Sophia-Kathedrale. Ein vierstöckiger Glockenturm, mit üppigem Stuckdekor reich verziert, bildet gleichzeitig den Eingang zum Gelände der Kathedrale. Dahinter erhebt sich der weit ausladende, pompöse Bau, der heute Museum ist. Ein warmer Grünton bedeckt alle Dächer. Auf den neun Kuppeln sitzen goldene Zwiebeltürme mit einem Kreuz an der Spitze. Ein Anblick zum Verweilen und Genießen.

Eine Führung erwartet uns in der Vorhalle. Hier stehen zwei Modelle, die das ursprüngliche Bauwerk im byzantinischen Stil und in seiner heutigen Form darstellen. Von unserer Museumsführerin erfahren wir, die Kathedrale wurde Anfang des 11. Jahrhunderts erbaut. Sie war damals kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt, lange Zeit auch Sitz der orthodoxen Kirche. Hier fanden Hofzeremonien, Krönungen der Kiewer Fürsten statt, wurden Botschafter empfangen.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Tataren haben die Kirche mehrfach verwüstet. Trotzdem sind viele der wunderbaren Fresken und Mosaiken der byzantinischen Kunst bis heute erhalten geblieben. Sie zeigen zahlreiche biblische Geschichten mit bekannten Aposteln. Auch wenn sich die äußere Gestalt der Kathedrale verändert hat, so blieb der Innenraum mit seinen fünf Seitenaltären und ein Teil der wertvollen Wandbilder im alten Stil erhalten.

Wie so viele andere Kirchen in Kiew, sollte dieses Geschichts- und Kulturdenkmal von Weltrang auf Stalins Befehl abgerissen werden. Der Beginn des Zweiten Weltkrieges verhinderte dieses frevelhafte Vorhaben.
Der Innenhof mit allen Gebäuden des ehemaligen Klosters und die Kathedrale stehen unter Denkmalschutz und gehören ebenfalls zum Weltkulturerbe der Menschheit.

„Andreas-Kirche und Andreas-Steig“

Unser nächstes Ziel sind die „Andreas-Kirche“ und der „Andreas-Steig“ im historischen Kern der Stadt. Auf dem Alt-Kiewer Berg erhebt sich weithin sichtbar der prächtige Barrockbau, der dem Apostel Andreas gewidmet ist. Seine Fassaden sind hellblau gestrichen, dunkelblau zeigen sich die Kuppel und die vier kleinen dekorativen Türme an den Ecken. Ein herrliches Bild.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Wir gehen den Andreas-Steig hinab. Er ist mit alten Kopfsteinen gepflastert, schlängelt sich zwischen zwei Bergen hindurch und verbindet die Oberstadt mit der Unterstadt, dem alten historischen Stadtviertel Podil. Der Steig ist bei Touristen und den Kiewern gleichermaßen beliebt. Hier ist die Kunstszene zu Hause. Maler bieten ihre Bilder auf der Straße an. Galerien und Souvenirverkäufer buhlen um Kundschaft. Bars, Cafés und Restaurants locken zur Einkehr.

Die Häuser am Andreas-Steig verbreiten das Flair zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie bilden ein sehenswertes architektonisches Ensemble unterschiedlicher Baustile. Neben der Andreas-Kirche ragt dabei das Schloss „Richard Löwenherz“ heraus, das im Stil der englischen Neugotik errichtet wurde.

Nach so vielen Besichtigungen und Eindrücken machen wir Mittagspause im Restaurant „Kanapa“. Äußerlich sieht man dem Haus mit seiner schlichten Holzverkleidung nicht an, dass es zu den gefragtesten Restaurants in Kiew gehört. Bei der sommerlichen Hitze nehmen wir auf der überdachten Terrasse Platz. Die Speisekarte ist umfangreich. Angeboten werden vor allem ukrainische Spezialitäten.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Ein köstlicher frischer Salat wird uns als Vorspeise auf einer Baumscheibe gereicht. Der Borschtsch wird in einem ausgehöhlten Kohlkopf serviert. Wir genießen Klöße mit Fleisch und einen sehr leckeren Nachtisch. Es heißt nicht umsonst – das Auge isst mit. Im Kanapa stimmt nicht nur die Qualität des Essens, auch die Präsentation der Speisen ist überaus kreativ und meisterlich. Das ist außergewöhnlich. Ein freundlicher, unaufdringlicher Service unterstreicht den hervorragenden Eindruck. Wer hier einkehrt, wird es nicht bereuen.

Fahrt auf dem Dnepr

Nach dem Essen geht es zum Hafen. Eine einstündige Schiffstour auf dem Dnepr ist angesagt. Zeit zum Entspannen, aber auch Muße, das herrliche Panorama der Stadt vom Wasser aus zu erleben. Bis zu 1000 Meter weitet sich der Fluss in Kiew. Sieben Brücken überspannen ihn. Noch einmal erleben wir die goldenen Kuppeln der Kathedralen, eingebettet in das weite Grün am Steilhang des Dnepr.

Neben dem Höhlenklosterkomplex erhebt sich übermächtig das Monument der „Mutter-Heimat“ – ein Bau aus der Sowjet-Ära. Sie stört das harmonische Bild der Landschaft, kann trotz ihrer Dominanz den Glanz der Kirchenkuppeln nicht verdecken.
Am linken, flachen Ufer zieht sich ein langer Sandstrand dahin. Viele Kiewer tummeln sich hier, nutzen das warme Wetter zum Baden und Erholen. Der Blick in das Hinterland zeigt ebenfalls ausgedehnte Grünflächen, aus denen sich erst in der Ferne die Hochhäuser der Neustadt erheben.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

22 große Parkanlagen gibt es in der Stadt. Neben den Kirchen bestimmen auch sie das schöne Bild der Landschaft. So trägt Kiew zu recht den Beinamen „Gartenstadt“.
An einigen kleinen Buchten liegen große Hotelschiffe vor Anker. Eine kleine runde Wasserkirche erweckt unsere Aufmerksamkeit. Dahinter viele Hafenkräne, die die große wirtschaftliche Bedeutung des Dnepr erahnen lassen. Eine kurze Fahrt mit vielen schönen Eindrücken, die man sich gönnen sollte.

Vom Hafen fahren wir mit der Standseilbahn wieder hoch in die Altstadt.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Seit 1905 gibt es sie, inzwischen mehrfach umgebaut und technisch modernisiert. Die Fahrt dauert nur drei Minuten und kostet wenige Cents.

Das „St. Michael-Kloster“

Oben angekommen stehen wir auf dem Michael-Platz direkt vor dem Eingang zum „St. Michael-Kloster“, das den Namen des Schutzheiligen von Kiew trägt. Es befindet sich in Sichtachse zu der nur wenige hundert Meter entfernten St. Sophia-Kathedrale.

Auch hier bildet ein imposanter Glockenturm den Zugang zum Klostergelände mit der prächtigen St. Michael-Kathedrale. Eine leuchtend blaue Farbe schmückt ihre Fassaden. Im Kontrast mit den vielen goldenen Kuppeln ein überwältigender Eindruck.
Das historische Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert erlitt ein barbarisches Schicksal zu Zeiten der Stalin-Herrschaft. 1937 wurde die gesamte Klosteranlage gesprengt und zerstört.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

An dieser Stelle wollten die Machthaber ein neues Regierungszentrum errichten. Doch von dem Plan wurde nur ein Gebäude verwirklicht. Heute ist es Sitz des Außenministeriums der Ukraine.
In nur vier Jahren wurde die St. Michael-Kathedrale in ihrem ursprünglichen Aussehen wieder aufgebaut. Seit 2000 zeigt sie sich in alter Pracht und Schönheit den Besuchern. Wir kommen gerade zu einem Gottesdienst. Junge Mönche begleiten die Zeremonie mit wohlklingenden Gesängen.

Reich ausgestattet ist das Innere der Kathedrale mit Mosaiken, Fresken und Wandbildern. Es sind erhalten gebliebene Originale und Nachbildungen der alten Heiligenbilder und biblischen Szenen. Heute ist das Kloster wieder zu neuem Leben erweckt und gehört der ukrainischen orthodoxen Kirche.

Luxushotel „Intercontinental“

Nach diesen wunderschönen Eindrücken haben wir Gelegenheit, das renommierte „Intercontinental“ im Herzen der Altstadt kennen zu lernen. Das elegante Hotel passt durch seinen traditionellen Stil sehr gut in das Bild der Innenstadt. Es bietet den Gästen aus aller Welt Luxus pur. Schon die weiträumige Lobby zeigt sich in einem Ambiente, das herrschaftliche Eleganz ausstrahlt.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Die 272 Zimmer und Suiten sind exzellent ausgestattet. Für Staatsmänner, Künstler, Geschäftsleute und Urlauber besitzt das Haus in Größe und Ausstattung für jeden geeignete Räume. Es ist auch auf Events aller Art eingerichtet – für Feste, Konferenzen, Meetings. Durch seine herausragende Lage haben die Gäste von der Terrasse einen einmaligen Panoramablick auf alle Sehenswürdigkeiten der Altstadt mit ihren Klöstern und Kathedralen. Auch wir konnten uns von diesem Anblick nur schwer losreißen.

Die Küche verwöhnt mit ukrainischen und internationalen Spezialitäten. Für Fitness, Schönheit und Baden bietet ein großer Spa-Bereich viel Platz für jegliche Aktivitäten. Das Hotel „Intercontinental“ lässt keine Wünsche offen für alle, die Luxus lieben und bezahlen können.

Auf dem Weg zum „Maidan“, dem Unabhängigkeitsplatz, machen wir noch einen kurzen Stopp an der Oper in Kiew.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Es ist ein prunkvoller Bau, der 1901 im Stil der französischen Renaissance erbaut wurde. Viele weltberühmte Opernsänger- und Balletttänzer sind hier aufgetreten. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 hat die Oper den Rang eines Nationaltheaters.
Dann geht es weiter über den Kreschatik – den Prachtboulevard von Kiew – eine Flaniermeile und Einkaufsmekka. Alle internationalen Luxusunternehmen haben hier ihre Geschäfte.

Der „Maidan“

Auf dem Berg vor dem Maidan lassen wir den Bus stehen. Schon hier oben ist das blutige Drama, das im Februar 2014 weltweit für Schlagzeilen sorgte, überall gegenwärtig. 100 Menschen kamen bei dem Massaker ums Leben. An einer Straßenseite sind die Fotos der Erschossenen an einem Draht aufgehängt. Es sind Frauen, Männer allen Alters, auch Kinder. Blumensträuße – frische und verwelkte – liegen daneben. Nichts ist vergessen, was damals geschah.
Marina zeigt uns die Einschusslöcher der Gewehrsalven, auch am Hotel „Ukraina“. Auf seinem Vorplatz war 2014 ein Lazarett für die vielen verwundeten Demonstranten eingerichtet.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Wir stehen am oberen Ring, blicken schweigend auf den Unabhängigkeitsplatz hinab, der wie in einem Talkessel vor uns liegt. Im Zentrum erhebt sich eine hohe Statue aus weißem Marmor. Auf ihrer Spitze steht eine junge Frau mit einem Zweig des Schneeballstrauches in der Hand. Sie ist Sinnbild des jungen unabhängigen ukrainischen Staates. Umgeben ist der Platz von Gebäuden aus den Jahren 1950 bis 1990.

Wir steigen weiter hinab zum Maidan. Eine große Blumenuhr am rechten Straßenrand fällt uns auf. Daneben die Schrift „Die Helden leben“. Davor sind auf Steintafeln wieder die Fotos der Opfer des Blutbades aufgereiht. Gesühnt ist ihr Tod bis heute nicht. Noch immer ist unklar, wer die Schuldigen dieses Massakers sind. Offenbar soll die Wahrheit darüber verborgen bleiben.
Friedlich liegt der zentrale Platz im Abendlicht vor uns. Möge es immer so bleiben.

Der nächste Tag beginnt mit einem Abstecher zum Zentral-Park. Es ist die größte Parkanlage der Stadt mit vielen alten Bäumen, blühenden Rabatten, gepflegten Wegen und erholsamen Plätzen. Eingebettet in diesen Park liegt der Marienpalast, einstige Residenz der russischen Zaren. Besuchen können wir ihn nicht. Er wird gegenwärtig umfangreich restauriert.
Direkt neben dem alten Palast erheben sich zwei wuchtige Gebäudekomplexe. Hier befindet sich das politische Zentrum der Ukraine – das Haus des Ministerkabinetts mit dem Amtssitz des Präsidenten und daneben das Parlamentsgebäude. Eine Glaskuppel mit der ukrainischen Staatsflagge krönt den Bau.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Eine breite Allee vor dem Parlament führt zu einer Aussichtsterrasse. Von hier haben wir noch einmal einen weiten Blick über die schöne grüne Stadt.

Dann sind wir unterwegs zu einer außergewöhnlichen Touristenattraktion knapp 60 Kilometer von Kiew entfernt – dem „Park Kiewer Rus“.

Beim „Ramada Encore Hotel“ am Stadtrand legen wir noch einen Zwischenaufenthalt ein. Eine breite Glasfassade ziert das hoch aufragende Gebäude. Das Vier-Sterne-Haus bietet für Geschäfts- und Privatreisende jeglichen Komfort. Die 322 Zimmer sind modern und stilvoll eingerichtet.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

14 verschiedene Konferenzräume stehen für Veranstaltungen jeglicher Art zur Verfügung. In den Restaurants und Bars werden die Gäste mit schmackhaften Speisen der nationalen und internationalen Küche verwöhnt. Zum besonderen Serviceangebot gehört ein kostenloser Busshuttle in die Stadt und zum Flughafen.
Es ist ein Hotel, das auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich ist. Für 264 Euro pro Tag ist ein Studio für fünf Personen schon zu haben.

„Park Kiewer Rus“

Nach einer guten Stunde Busfahrt erreichen wir den „Park Kiewer Rus“. Wir stehen vor einer alten Holzmauer mit einem Eingangstor, das von zwei Wachtürmen begrenzt wird. In altrussischer Kleidung empfangen uns der Leiter des Parks und seine Begleitung recht herzlich. Nach altem Brauch werden uns Brot, Salz und Schnaps gereicht. Wir treten ein in die Stadt Kiew, wie sie vor 1000 Jahren ausgesehen hat. Alles, was es hier zu bestaunen und zu erleben gibt, spiegelt diese Zeit originalgetreu wider. Es ist eine einzigartige Rekonstruktion der Wladimir Stadt – des historischen Zentrums von Kiew aus der Zeit vom 5. bis 13. Jahrhundert.

Aus Liebe zur seiner Heimat hatte ein reicher Ukrainer die Idee dazu und mit seinem Geld begonnen, das Riesenprojekt in die Tat umzusetzen – alles authentisch, nach alten archäologischen Plänen und Unterlagen. Heute hat das alte Kiew schon Gesicht, auch wenn das Projekt noch nicht vollendet ist.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Wir durchstreifen den Park, betrachten die alten hölzernen Wohn- und Handwerkshäuser. Auf dem Turnierplatz zeigen gerade Bogenschützen ihr Können. In der Ehrenloge setzen wir uns auf den Sessel, von dem einst Großfürst Wladimir mit seinem Gefolge den Wettkämpfen zusah. Wir blicken auf die gewaltige Befestigungsmauer mit ihrem hohen Eingangstor und ihren Wachtürmen. Sie trennt den Außenbereich von der Innenstadt ab. Wir besteigen die Stadtmauer. Das Bauwerk ist bis zu 15 Meter hoch und aus dicken, massiven Stämmen und Balken gezimmert. 300 Meter dieser einmaligen Holzburgmauer stehen schon. In ihrem Inneren sind kleine gemütliche Schlaf- und Wohnräume eingebaut. Hier können alle, die das mittelalterliche Leben und Treiben intensiver kennen lernen wollen, für 25 Euro übernachten.

In den nachgebauten historischen Gasstätten werden mittelalterliche Gerichte angeboten.
An den Wochenenden finden hier altrussische Spiele, Volksfeste und sportliche Wettkämpfe statt mit Schwertkämpfen, Reiterstunts und Dressuren. Wer möchte, kann dabei selbst mitmachen beim Bogenschießen, Messer oder Axt werfen. Wir selbst üben uns im Umgang mit den Schwertern.

Der Park ist auch Schauplatz für mittelalterliche Schlachten in der Kleidung und mit den Waffen der alten russischen Kämpfer.
So wird die Kultur, das Leben und die Atmosphäre aus der Zeit der „Kiewer Rus“, des ältesten ostslawischen Staates, lebendig gehalten. Geschichte zum Anfassen, hautnah – ein tolles Erlebnis.

„Farm Naturalist“

Auf unserem Rückweg nach Kiew besuchen wir noch ein kleines Ferienparadies in reizvoller Natur – die „Farm Naturalist“. Dieser vor zwei Jahren errichtete Gebäudekomplex ist weit mehr als nur ein moderner Bio-Bauernhof mit großzügigen Ställen und Freigehegen für die Tiere.

Angeschlossen ist ein Hotel mit Restaurant. Alles, was hier auf den Tisch kommt, sind Naturprodukte aus dem eigenen Haus, die man auch im Hofladen kaufen kann. Für die Hotelgäste bietet die Farm viele Freizeitmöglichkeiten. Der angrenzende See lädt zum Baden und Angeln ein. Wer möchte, kann reiten oder Reitunterricht bei professionellen Trainern nehmen. Für Kinder gibt es einen Spielplatz und einen Mini-Zoo.

Fotos: Matthias Dikert
Fotos: Matthias Dikert

Ein Hotelzimmer ist hier schon für 20 Euro zu haben und auch die köstlichen Speisen sind recht preiswert. Auf der Terrasse mit Blick zum See konnten wir uns von ihrer besonderen Qualität selbst überzeugen. Aufgetischt wurden Hühnerbrühe mit Wachtelei, Platten von Wurst- und Fleischwaren sowie eine gegrillte Ente – alles frisch vom eigenen Bauernhof. Ein Genuss.
Die „Farm Naturalist“ ist für alle, die die Ruhe der Natur suchen, das Leben auf einem modernen Bauernhof kennen lernen möchten und eine schmackhafte natürliche Küche schätzen, eine gute Adresse.

Es ist unser letzter Abend in Kiew. Schon in den drei Tagen unseres Aufenthaltes ist mir die Stadt ans Herz gewachsen. Was macht sie so anziehend und sehenswert. Aus der Fülle der Eindrücke, suche ich nach einer Antwort.
Da ist das einmalige historische Flair der Stadt mit den zahlreichen Kirchen, Klöstern und Kathedralen. Erhaben, mächtig dominieren sie das Bild in der Altstadt mit ihrem weithin sichtbaren Goldschmuck auf den Zwiebeltürmen. Sie sind herausragende Zeugnisse der 1500-jährigen Kultur und Geschichte von Kiew.
Da verbreiten die vielen Parks und Grünanlagen ein Gefühl der Ruhe und Harmonie, prägen auf ihre Weise das schöne Antlitz der Stadt.

Da sind die freundlichen, liebenswerten, stets hilfsbereiten Menschen, die den Puls der Stadt bestimmen.
Da ist Kiew, eine der preiswertesten Städte Europas, die jedem Touristen mit Euros in der Tasche einen sorglosen Urlaub ermöglicht.

Dennoch ist die Zahl der Reisenden aus Westeuropa spürbar zurückgegangen. Die Unruhen der letzten Jahre und der anhaltende Konflikt weit im Osten des Landes haben daran sicher Anteil. Doch davon ist in Kiew nichts zu spüren.
Eine Reise zu einer der ältesten und schönsten Städte Europas ist heute bedenkenlos möglich. Wer sie nicht gesehen hat, versäumt Vieles. Wer sie erlebt hat, wird begeistert sein.

Weitere Informationen bei:

Ukraine International Airlines Berlin – Airport ticket office (sales agency)
Terminal A Gate 2
Telephone / Fax
+49 30 41013601
Fax: +49 30 41013636

Text: Manfred Vieweg

Fotos: Matthias Dikert

Alexandra Rüsche - Chefredakteurin von Reiseratgeber24.de
Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist Chefredakteurin von Reiseratgeber24. Als Reisejournalistin hat sie seit der Gründung des Mediums (2009) sehr viele Erfahrungen auf Pressereisen machen können. Ihre persönlichen Reiseerlebnisse schreibt sie sehr ausführlich und nutzt ihre langjährigen Erfahrungen in der Videoproduktion und Fotografie. Sie ist unter redaktion@reiseratgeber24.de erreichbar.
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